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Fliegenfischen auf Cypriniden
Projektart
Fliegenfischen
Datum
Mai 2025
Fliegenfischen auf Cypriniden im Fluss, der etwas ungewöhnliche Weg mit der Fliege.
Schon länger hatte ich den Gedanken im Kopf, gezielt mit der Fliege auf Cypriniden zu fischen. Barben, Zährten, Döbel, Rußnasen und Co. Alles Fische, die man sonst eher klassisch mit Grundmontage, Pose oder vielleicht mal der Feederrute verbindet.
Aber warum eigentlich? Wieso nicht genau diese Fische mit der Fliegenrute befischen und das Ganze auf ein neues Level heben?
Also habe ich den Plan nicht länger nur im Kopf spazieren geführt, sondern in die Realität umgesetzt.
Der Anfang von allem war der Bau des „Erlkönigs“. Einer schneeweißen 9-Fuß-Fliegenrute der Klasse 5. Als Basis dient ein perfekt lackierter MHX Blank.
Das Ziel war für mich ganz klar: Genug Feinfühligkeit, um Nymphen sauber präsentieren zu können, aber gleichzeitig ausreichend Rückgrat, um auch große Barben im Strom sicher abfangen zu können. Eine Barbe ist keine Forelle, wer schon mal eine richtig starke im Drill hatte, weiß genau, was die im Strom anrichten kann. Der Erlkönig sollte also nicht nur gut aussehen, sondern im Fluss auch wirklich arbeiten.
Nachdem die Rute stand, ging es an die Fliegenmuster. Ich wollte nichts Überladenes, keine Kunstwerke fürs Schaufenster, sondern simple, ehrliche Arbeitsfliegen. Ultra einfach, aber effektiv. Am Ende fiel die Wahl auf schwere Goldkopfnymphen, die schnell runter auf Tiefe kommen und sauber in der Strömung stehen. Welches Insekt imitieren? Macht einfach schwarz, oliv und pink! Kein Schnickschnack, eher rustikal als filigran.
Hauptsache ihr bringt den Köder da hin, wo die Fische stehen.
Mit den Jungs aus Holland von der Flyline Company an meiner Seite wurde das Setup dann komplett. Von ihnen bekam ich eine Highend-Rolle und eine grandiose Flugschnur, die perfekt zum Erlkönig passten. Nicht nur optisch war das Gesamtpaket ein echter Kracher. Weißer Blank, edle Rolle, moderne Schnur und auch im Handling war das Ganze eine Wucht. Ultra schnell, zielgenau, direkter Kontakt, genau das, was man im Fluss braucht, wenn Bisse oft nur ein kurzes „Ticken“ in der Schnur sind.
Lustig war: Meine holländischen Freunde waren anfangs etwas irritiert von meinem Vorhaben. Fliegenfischen auf Barben, Zährten und Co.? Wirklich jetzt? Man merkte schon, dass das Fliegenfischen in vielen Köpfen immer noch recht konservativ verankert ist. Forelle, Äsche, Lachs, alles fein. Aber Cypriniden? Das ist für einige dann fast schon Ketzerei. Im Nachhinein habe ich aber das Gefühl, dass ich da ein bisschen was angestoßen habe. Vielleicht muss auch im Fliegenfischen ab und zu jemand einfach mal querdenken.
Ich selbst habe sowieso noch nie viel von starren Angelreligionen gehalten. „Das macht man so“ war noch nie mein Ding. Ich liebe es, neue Wege zu gehen, Dinge auszuprobieren und mein eigenes Ding zu machen. Am Ende zählt doch nur eins: Wer fängt, hat recht. Oder?
Gut bewaffnet ging es also an den Fluss. Zielfische waren Barben, Zährten, Döbel, Rußnasen und was sonst noch so an Weißfisch im Strom unterwegs ist.
Der Ansatz: gezielte Würfe, gute Kontrolle über Schnur und Drift, blitzschnelle Reaktionen bei jedem Verdacht auf Biss.
Sobald die Nymphe sauber auf Tiefe war und möglichst natürlich über den Grund trieb, wurde es interessant. Die Bisse waren manchmal nur ein ganz leichtes Anhalten der Schnur, ein Mini-Ruck, ein kurzer Zupfer. Wenn man da nicht voll konzentriert ist, verpasst man die halbe Action. Genau das macht für mich den Reiz aus! Das Angeln ist aktiv, körperlich, man ist voll bei der Sache und wird eins mit den Elementen.
Und was die Fische angeht, Zährte und Rußnase stehen einer ordentlichen Forelle in nichts nach. Im Gegenteil! Die kleinen Kraftpakete überraschen viele, die sie zum ersten Mal am Haken haben. Und die Barben? Au au au, da steppt der Bär. Wenn ihr noch nie eure Backing-Schnur gesehen habt, dann geht mal aktiv mit der Fliege auf Barben! Diese Fische hauen im Strom ab wie ein Güterzug, und wenn die Strömung dann noch mitarbeitet, wird aus einem vermeintlich „unspektakulären Friedfisch“ plötzlich ein absoluter Sportfisch. Nicht ohne Grund der Bonefish des kleinen Angler.
Gerade an Gewässern mit eher schlechtem Salmonidenbestand ist das eine echte Empfehlung. Warum sich frustriert an vereinzelten, überangelten Forellen festbeißen, wenn der Fluss voll ist mit kampfstarken Cypriniden, die man mit der Fliege wunderbar befischen kann? Das ist für mich eine völlig logische Erweiterung des Fliegenfischens und keine Notlösung. Ich war schon an Fliegenstrecken wo die Angler im 40m Abstand den Fluss hochgehen. Passt mal so gar nicht zu meiner Vorstellung vom Angeln.
Ich konnten richtig schöne Fische landen. Barben, die die Rute bis ins Handteil krümmten, Döbel, die im Mittelwasser randalierten, und Zährten, die für ihre Größe erstaunlich viel Alarm machten. Das Farbenspiel war der Wahnsinn. Jeder Fisch fühlte sich verdient an, jeder Drill war intensiv und alles andere als „Ersatzprogramm“ zur Forelle.
Wer mich kennt, weiß; Ich bin ein echter Verfechter der Centrepin-Angelei und die kommt bei mir immer vor der Fliege. Das wird sich auch nicht ändern. Aber was machst du an Gewässern, die „fly only“ sind? Nur aus Prinzip auf Salmoniden fischen, obwohl der Bestand vielleicht gar nicht der Rede wert ist? Für mich keine Option.
Genau hier kommt das Fliegenfischen auf Cypriniden ins Spiel. Man nutzt die Regeln, bleibt im System „Fliege“, aber geht bewusst andere Wege. Statt nur die klassische Schiene Forelle/Äsche zu fahren, öffnet man die Tür für eine komplett neue und extrem spannende Angelei. Die Bisse sind häufig, die Drills brachial, und das Ganze fühlt sich einfach rund an.
Deshalb kann ich euch nur empfehlen probiert das mal aus. Baut euch ein passendes Setup oder nutzt das, was ihr habt, bindet euch ein paar schwere Goldkopfnymphen, sucht euch passende Stellen im Fluss wie; Rauschen, Rinnen, tiefe Züge und geht einmal gezielt mit der Fliege auf Cypriniden. Ihr werdet überrascht sein, wie viel Spaß das macht und wie sehr es das eigene Bild vom Fliegenfischen erweitert.
Für mich ist der Erlkönig inzwischen nicht mehr nur eine schöne, weiße Spielerei, sondern ein Werkzeug für eine Angelei, die so gar nicht ins konservative Fliegenfischer-Klischee passt. Und genau deshalb feiere ich diese Rute!








































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