Materialaufstellung
Blank
PacBay Carp Graphite IM7 13" / 2,75lb 95,00€
Rollenhalter
ALPS AWF Wave, Größe 18, Silber 46,00€
Ringe
American Tackle Vortex Air Laufringe Satz 41,95€
American Tackle Delta Endring 12 6,40€
Korkringe
6 stk Cactus II 32/12,7 5,70€
5 stk Burnt/Natural/Burnt 32/12,7 6,00€
2 stk Cactus I 32/12,7 1,90€
Kleber
Wiko 2K Epoxy Kleber 2x 25ml Spritze 9,90€
RMP 2K Epoxy Rutenbaulack 2x 25ml 6,98€
Windingchecks
Alps XCK Silber 18,0 2stk 8,80€
Alps XCK Silber 17,0 1stk 4,40€
Garn
Fuji 903 Stärke A 2stk 15,90€
Fuji 907 Stärke A 1stk 7,95€
Abschlusskappe
Alps DBE 27mm 7,40€
Kleinteile
Spritzen, Pinsel, Lackschalen, Leinöl
Klebeband, Schleifpapier 14,50€ ca.
Materialkosten pro Rute 278,78€
Arbeitsstunden pro Rute = 22 h
Lackierdurchgänge = 5 Stück
Wieso ein Eigenbau
Wie oft stand sicherlich jeder von uns schon im Rutenjungel. Egal ob im Angelgeschäft, online oder auf Messen. Reichlich Auswahl in punkto Design und Anwendungszweck gibt es definitiv, dennoch begleitet mich zumindest immer das Gefühl, mit dem Kauf einer neuen Rute auch gleichzeitig einen Kompromiss eingehen zu müssen. Die Eierlegende Wollmilchsau gibt es halt einfach nicht. Oder etwa doch?
Aus der Sicht eines Rutenproduzenten und dessen Entwicklerteams, ist es natürlich nicht möglich auf die Bedürfnisse und Ansprüche eines einzelnen einzugehen.
Ebenfalls wollen extravagante Materialien und hochwertige Ringe auch bezahlt werden.
Es gibt aber Hoffnung, die vermeidlich perfekte Rute endlich in den Händen zu halten.
Die Lösung an sich ist ganz simpel, Ärmel hoch und selber machen! Die Umsetzung ist da schon etwas schwieriger, aber durchaus machbar.
Eine hervorragende Rute nach den eigenen Vorlieben zu kreieren klingt verlockend und dieses Vorhaben muss auch keinesfalls den Geldbeutel leeren.
Es bedarf etwas handwerkliches Geschick, eine Menge Geduld und einige Werkzeuge. Informiert man sich im Vorfeld gut über die Vor- und Nachteile der diversen Materialien, steht einem erfolgreichen Rutenbau nichts mehr im Weg. Schaut euch hierfür unseren Leitfaden für den Einstieg in den Rutenbau an.
Die Idee zur Rute
Vor dem Bau muss zunächst die Idee geboren werden. Einfach drauf los bauen kann teuer werden und auch eine herbe Enttäuschung mit sich bringen. Hierfür habe ich meine bisherige Angelei genauer betrachtet und gründlich Reflektiert.
Was waren die häufigsten Ausgangssituationen?
Welche Grenzen hat mir das bisher verwendete Equipment aufgezeigt?
Was ist der Hauptzielfisch?
Auch die Gewässer, an denen ich mich zum Großteil aufhalte spielten bei der Konzepterstellung eine große Rolle. Platzverhältnisse an den Gewässern. Die durchschnittlich zu leistende Wurfweite. Die verwendeten Montagen, das angestrebte Wurfgewicht etc.
Während der Planungsphase ließ ich die bisher verwendeten Ruten unzählige male durch meine Hände wandern. Es vergingen einige Tage des Grübelns, bis ich mir schließlich zu 100% sicher war.
Eine zweiteilige Friedfischallroundrute mit 13 Fuß Bau Länge, mit genügend Kraftreserven für große Fische und weite Würfe. Aber auch im Nahbereich und im Drill soll die Rute punkten können. Ja das klingt doch zunächst einmal gut dachte ich. Zudem soll die Rute die Vorteile des Feeder- und Karpfenangelns vereinen und bekommt zusätzlich einen Seitenarm als Bissanzeiger.
Eine ähnliche Bauart von einer bekannten Firma gab es vor geraumer Zeit mal auf dem Markt zu erwerben. Bei der damaligen Serie überzeugte der Blank mich nicht wirklich und auch die Anordnung des Seitenarms lag produktionsbeding immer auf der selben Seite. Ein ablegen vom zwei Ruten auf dem Rodpod fiel somit flach. Eventuell mit ein Grund, weshalb sich dieses Modell auf dem Markt nicht wirklich etablieren konnte.
Der Seitenarm ist prima geeignet für das Angeln mit offener Rolle und zum Stalken in den Sommermonaten. Aber auch zum Ansitz auf vorsichtige Beißaktivitäten wie etwa in der Kalten Jahreszeit. Genau so, wenn kein Platz ist um eine normale Feederrute abzulegen.
Eine Rute bekommt den Bissanzeiger an der linken und die andere auf der rechten Seite verpasst. Die Bissanzeigeanordnung stellt auch den einzigen Unterschied der beiden Ruten zueinander dar. Es werden also Zwillinge, was den Bau der Ruten schon etwas kniffliger macht. bei Einzelruten ist die Herstellung deutlich einfacher, da man nicht auf die Abgleichung der Details zueinander acht geben muss.
Video Serie zum Bau der Ruten
Die Materialauswahl
Der Blank

IM 7 Carbon ist nicht nur für Spinnruten ideal, sondern auch für die angestrebten Ruteneigenschaften der Zwillinge durchaus geeignet. Im Sonderverkauf konnte ich sogar 2 dieser Blanks zum halben Preis ergattern. Man darf auch mal Glück haben. Der blank ist gefertigt von der Firma Pacific Bay. Durch die erhöhte lineare Festigkeit der Fasern gegenüber herkömmlichen Carbon Arten, stellt auch eine Dauerbelastung für diesen Blank kein Thema dar. Die nötigen Kraftreserven sind mit 2,75lbs ebenfalls vorhanden.
Die Beringung

Um den Blank in der optimalen Performance im Hinblick auf die Drilleigenschaften zu nutzen und um eine echte Allroundrute zu erschaffen, soll hier von der üblichen 6+1 bzw. 7+1 Karpfenrutenberingung abgewichen werden. Es wird eine 8+1 Beringung ausgeführt.
Durch eine Erhöhung der Ringanzahl wird eventuell die Wurfweite minimal verringert werden, was für den angestrebten Anwendungszweck aber eine eher untergeordnete Rolle spielt. Der Kopflastigkeit wird mit dünneren Ringeinlagen versucht entgegen zu wirken.
Der vermeidlichen Wurfweitenminimierung versuche ich mit einem 50er Bockring die Stirn zu bieten.
Durch den leichten Nachteil der Beringung in punkto Wurfweite, steht jedoch im Hinblick auf die Drilleigenschaften ein großer Vorteil gegenüber. Gerade im Nahbereich ist die Ausnutzung der gesamten Blankaktion ein unverzichtbarer Vorteil für mich. Ziel ist es das Ausschlitzrisiko weitestgehend zu minimieren. Ich verspreche mir durch die Erhöhung der Laufringanzahl in Kombination mit dem schnellen Blank zielgerichtetere Würfe auf Mittlere Distanz.
Um auch mit dicken monofilen Schlagschnüren agieren zu können, wird der Spitzenring in Größe 12 gewählt. Somit sollte auch der Verbindungsknoten gut durch den Spitzenring gleiten, ohne stark zu Bremsen oder gar zu haken. Der 50er Bockring wird rund 76cm von der Rollenhaltermitte angeordnet sein. Sehr wichtig ist mir, dass das Handteil der Rute etwas kürzer ausfällt, als wie es bei Standard Karpfenruten üblich ist. So beträgt die Strecke von Rutenende bis Mitte Rollenhalter rund 54cm und fällt somit eher kurz aus.
Ausgehend vom Blank mit 395cm Gesamtlänge ergibt sich nun eine Laufringanordnung ausgehend vom Spitzenring.
Ring 1 (12) = 18,7cm Ring 2 (16) = 41,5cm Ring 3 (20) = 68,4cm Ring 4 (20) = 99,4cm Ring 5 (25) = 134,5cm Ring 6 (30) = 173,7cm Ring 7 (40) = 217cm Ring 8 (50) = 265cm

Als Ringe kommen Lauf- und Spitzenringe der Firma American Tackle zum Einsatz.
Laufringe der Größe 50 bis 12 des Modells TI Forged AIR, welche durch die besonders dünne Ringeinlage aus der Masse hervorstechen und die Rute etwas von ihrer Kopflastigkeit befreit. Sie minimieren nicht nur ein wenig das Gewicht der Rute, sondern wirken auch optisch sehr elegant und das obwohl 50er Ringe schon riesig wirken.
Die Spitzenringe sind vom Modell Delta in der Größe 12 und mit einer 3mm Tube. Die Ringbindungen werden mit einer Unterwicklung erfolgen, um den Blank bei stärkeren Belastungen bestmöglich zu Schützen. Der Mehraufwand hierfür hält sich in grenzen.
Der Rutengriff
Die Ruten werden mit unterteiltem Griff gefertigt. Als Material für den Griff werden Korkscheiben in 32mm Durchmesser und als Abschlüsse für die Griffe Windingchecks aus Aluminium in der Farbe Silber verwendet.
Der Rollenhalter von der Firma ALPS ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt und ist in einer auffallenden Silberlackierung gefertigt. Das Modell AWF Wave gefällt mir für eine 2,75lbs Rute sehr gut. Als Abschluss werden die Ruten mit einem Aluminium Endstopfen in passendem Farbton versehen.
Der fertige Korkgriff wird mit Leinöl eingerieben, um ihn widerstandsfähiger gegen Verschmutzungen zu machen.
Das Garn

Für die Unterwicklung wird ein metallic Garn der Fa. Fuji im Farbton Silber (903) verwendet.
Die Ringbindungen werden mit einem Metallic Garn der Fa. Fuji im Farbton Schwarz (907) ausgeführt. Beider Garne sind in der Stärke A. Einfacher wäre es im nachhinein gewesen, die Unterwicklung in Garnstärke A und die Ringbindungen in Stärke D durchzuführen. Es war ziemlich schwierig das durchschimmern der Unterwicklung zu vermeiden, da der obere Faden in gleicher Stärke dazu führt, dass dieser in die Rillen des unteren verrutscht. Dieses Problem war lösbar, ich werde aber zukünftig mit zweierlei Garnstärken arbeiten.
Silber und Schwarz wird auch für die Zierwicklungen vor den Windingchecks, den Blankübergängen und dem Beschriftungsfeld verwendet.
Über den Griffen am Rutenende wird eine gedrungene Diamantwicklung angedeutet. Ich persönlich finde Kreuzwicklungen an Ruten ästhetisch, wenn diese nicht komplett durchgebunden werden. Weniger ist hier mehr. Letztlich aber wieder reine Geschmackssache und gerade das ist doch die Freiheit die man sich vom Eigenbau verspricht.
Mein Fazit zur Rute
Nach vielen Stunden und reichlich Garnwicklungen ist es nun endlich soweit. Die Ruten haben meine Vorstellungen sogar ein klein wenig übertroffen. Mit dem Endergebnis bin ich sehr zufrieden und freue mich jetzt schon auf die neue Angelsaison mit den neuen Ruten. Endlich stellen auch große Karpfen beim Feedern kein Problem mehr dar und man ist viel gelassener mit genügend Backup in der Hinterhand. Die Wurfeigenschaften der Ruten sind wahrlich fantastisch und mit der Materialauswahl bin ich auch vollumfänglich zufrieden. Die Überlegungen gehen jetzt schon in eine Auflage mit 3,5lbs für die verkrauteten Seen und dem gezielten Nachstellen von Großfischen.
Ich wünsche euch viel Erfolg bei euren Projekten oder auch beim Nachbau dieser Ruten.
Comments